Studie: Fast 13 Prozent von sexualisierter Gewalt betroffen
Eine neue Studie zu sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche untersuchte nicht nur die Häufigkeit sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche, sondern auch die Kontexte der Taten sowie deren Folgen. Die Studie zeigt, dass das Ausmaß von Missbrauch in Deutschland erheblich ist. 12,7 Prozent der Befragten gaben an, mindestens einmal im Leben von sexualisierter Gewalt betroffen gewesen zu sein. Bezogen auf die Grundgesamtheit der 18 bis 59-Jährigen in Deutschland entspricht das 5,7 Millionen Menschen, die in ihrem Leben sexualisierte Gewalt erlebt haben. Daher muss nach wie vor von einem großen Dunkelfeld ausgegangen werden, obwohl das Bewusstsein um die Problematik in den vergangenen Jahren in Deutschland gewachsen ist. Die Studie wurde vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit initiiert und im Rahmen des Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit zusammen mit der Kinder-und Jugendpsychiatrischen Klinik in Ulm und dem Kriminologischen Institut in Heidelberg in Kooperation mit dem Umfrageinstitut infratest dimap durchgeführt.
Bei fast einem Drittel der Fälle (31, 7 Prozent aller Befragten) spielten digitale Kanäle, also beispielsweise Social Media, Messenger-Dienste und Chats, eine wichtige Rolle. In diesen Fällen ging es unter anderem um die ungewollte Zusendung pornographischen Materials, Aufforderungen zu sexuellen Handlungen oder Zwang und Druck, sexuelle Bilder und Videos zu teilen. Über ein Drittel (37,4 Prozent) der Betroffenen hatte bisher nicht mit anderen Personen über die erlebte sexualisierte Gewalt gesprochen. Als Grund hierfür berichteten Betroffene häufig Schamgefühle und die Angst, dass einem nicht geglaubt werde. „Es ist wichtig, dass wir die Forschung zum Ausmaß und den Kontexten von sexualisierter Gewalt verstetigen und weiter voranbringen. Nur so können wir Präventionskonzepte und die gezielte medizinische Versorgung von Betroffenen wirklich verbessern“, sagt Prof. Dr. Andreas Meyer-Lindenberg, Direktor des ZI und Sprecher des DZPG-Standorts Mannheim-Heidelberg-Ulm.
Quelle: Zentralinstitut für Seelische Gesundheit