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Kooperationsfachtagung IDA-NRW / LJR NRW / AJS NRW / LVR / LWL: "Radikalisierungspotenziale unserer demokratiegefährdeten Gesellschaft. Prävention – Sensibilisierung – Herausforderungen"

Die Ergebnisse der Bundestagswahl 2025 zeigen signifikante Verschiebungen im politischen Spektrum Deutschlands nach rechts. Die Ergebnisse der neuen Autoritarismus-Studie, die eine Radikalisierung in der gesellschaftlichen Mitte und einen Anstieg von Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus feststellen, korrespondieren mit diesen Entwicklungen. Besonders besorgniserregend ist, dass 34 % der Befragten folgender Aussage zustimmen: „Die Bundesrepublik ist durch die vielen ‚Ausländer‘ in gefährlichem Maß überfremdet.“ Die Zustimmung zur Demokratie in Deutschland erreicht den niedrigsten Wert seit 2006.

 

Zugleich wird das Thema Asylpolitik als das drängendste gesellschaftliche Problem wahrgenommen. Obwohl der Antisemitismus in Deutschland durch seine historische Einbettung in die Shoah gesellschaftlich sanktioniert ist, zeigt die Studie einen beunruhigenden Anstieg antisemitischer Einstellungen. Nach dem Anschlag in Solingen 2024 verschärfte die Ampel-Regierung das Asylrecht deutlich. Diese Reaktion wurde von vielen als Ausdruck einer rechten Diskursverschiebung wahrgenommen. Rechte Akteur*innen nutzen seit Jahren strategisch die Mechanismen öffentlicher Debatten, um die Grenze des Sagbaren nach rechts zu verschieben. Ziel ist es, rechtsextreme und rassistische Positionen zu normalisieren. Die Normalisierung zeigt sich auch in der Art und Weise, wie Migration immer wieder skandalisiert und als zentrale gesellschaftliche Bedrohung dargestellt wird. Statt über Prävention von Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus zu sprechen, dominieren Debatten über Asylrecht, Abschiebung und die Einführung einer „deutschen Staatsbürgerschaft auf Bewährung“. Ein besonders prägnantes Beispiel hierfür ist die Instrumentalisierung der Anschläge in Solingen und Magdeburg 2024 durch rechte Kräfte.

 

Die Entwicklungen der letzten Jahre stellen die politische Bildungsarbeit vor große Herausforderungen. Diskursverschiebungen nach rechts erschweren den Zugang zu konstruktiven Auseinandersetzungen. Fachkräfte und Multiplikator*innen der politischen Bildungsarbeit sehen sich mit der Aufgabe konfrontiert, diese Dynamiken zu erkennen, zu analysieren und mit wirkungsvollen Methoden zu adressieren. Zentrale Fragestellungen für die Bildungsarbeit sind:

  • Welche gesellschaftlichen Dynamiken treiben die Radikalisierung in der Mitte voran?
  • Welche Verantwortung tragen zivilgesellschaftliche Akteur*innen, Medien und die Politik?
  • Was sind die Herausforderungen und Bedarfe im Umgang mit polarisierenden Debatten?

 

Die Fachtagung widmet sich diesen zentralen Fragen und bietet Raum für Austausch, Vernetzung und die Entwicklung neuer Ansätze. Gemeinsam wollen wir herausfinden, wie wir solidarische Perspektiven fördern und den Gefahren der Radikalisierung entgegentreten können.

 

Hinweise und Anmeldung

Die Anmeldung findet über das LVR-Anmeldemanagement statt.

 

Teilnahmegebühr: 41 Euro

 

Veranstaltungsort: Die Börse (Wolkenburg 100, 42119 Wuppertal). Die Tagungsräume sind barrierefrei zugänglich (www.dieboerse-wtal.de).

 

Für inhaltliche Fragen steht Ihnen Kai Sager (kai.sager@lvr.de, Tel: 0221 809-4092) zur Verfügung.

 

Programm

 

10:00 Uhr Ankommen und Anmeldung

 

10:30 Uhr Begrüßung und Moderation

 

10:50 Uhr Keynote und Diskussion „Mit Fakten gegen Fakes und Hetze: Wie sich Journalismus in Umbruchzeiten verändern muss“, Referentin: Miriam Bunjes, Reporterfabrik/CORRECTIV – Recherchen für die Gesellschaft

 

12:00 Uhr Mittagspause

 

13:00 Uhr Foren

  •  „TikTok, eine Gefahr oder eine Chance für eine demokratische Gesellschaft?“, Referent: Jacob Jargon, Redakteur Salon5/CORRECTIV – Recherchen für die Gesellschaft
  • „Zwischen Hürdenlauf, Marathon und Sprint: Vernetzung und Transfer in der Krise?“, Referent: Maurice Döring, CORE NRW
  • „Strukturen aktivieren für kommunale politische Bildung am Beispiel U18-Bundestagswahl“, Referentin: Dr. Anna Grebe, LAG kommunaler Jugendringe in NRW, mit Unterstützung kommunaler Jugendringe
  • „Position beziehen, ansprechbar bleiben“, Referentinnen: Christine Müller, LAG KJS NRW und Elizaveta Khan, In-Haus

 

15:00 Uhr Kaffeepause

 

15:15 Uhr Podiumsdiskussion „Polarisierung und Radikalisierung: Verantwortung und Handlungsspielräume der Gesellschaft“ mit Miriam Bunjes (Reporterfabrik/CORRECTIV), Jacob Jargon (Salon5/CORRECTIV), Maurice Döring (CORE NRW), Dr. Anna Grebe (LAG Jugendringe in NRW), Elizaveta Khan (In-Haus)

 

16:30 Uhr Ende

 

Die Ausschreibung der Veranstaltung als PDF-Flyer