Kinder- und Jugendschutz für NRW

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"Die Jugend von heute"… hat´s gar nicht so leicht | Fachtag 70 Jahre AJS

Porträt Junge

Armin Staudt_photocase.de

Wie stärken wir Kinder und Jugendliche?

Fachtagung 70 Jahre AJS

Natürlich gibt es nicht die Jugend – genau so wenig wie es die Erwachsenen gibt. Was es gibt, sind viele Ansprüche von Erwachsenen, wie Jugendliche heute sein sollen. Die Erwartungen sind hoch – genau wie die Herausforderungen, denen sich Heranwachsende stellen müssen.

Kinder und Jugendliche wachsen in einer Welt voller Krisen auf: Noch nie war die Schere zwischen arm und reich größer, die Klimakrise und der Krieg in Europa bleiben aktuell, die Folgen der Pandemie sind noch längst nicht überwunden, Heranwachsende sind zunehmend psychisch belastet.

Anlässlich des 70. Geburtstags der AJS blicken wir auf die junge Generation. Was brauchen Kinder und Jugendliche im Jahr 2023? Und was kann die Jugendhilfe anbieten? Diesen Fragen wollen wir bei der Fachtagung auf den Grund gehen – mit aktuellen Vorträgen und alltagsnahen Praxisworkshops.

Die Fachtagung findet in Hamm statt, dort wurde die AJS 1953 gegründet. Der Veranstaltungsort liegt verkehrsgünstig gegenüber vom Hauptbahnhof.

Nach allerlei digitalen Formaten in den vergangenen Jahren freut sich das Team der AJS auf direkten Austausch und analoge Begegnungen!

 

Programm

9:30 Ankommen

10:00 Start                                                                                                                                               

Begrüßung

Divers, inklusiv und digital?
Bildungs- und Diskriminierungserfahrungen von Kindern und Jugendlichen in Bildungsinstitutionen und Lebenswelten
Prof. Dr. Nicolle Pfaff, Universität Duisburg-Essen

The Kids Are Alright
Die Jugend von heute ist respektlos, faul und liest kaum noch? Was wir wirklich über Kinder und Jugendliche wissen und warum wir ihre politische Macht dringend stärken sollten.
Bent Freiwald, Bildungsjournalist, Krautreporter

Wie stärken wir Kinder und Jugendliche?
Austauschrunde

13:00 Mittagspause

14:00 Workshops                               

1. Wut, Aggression, Gewalt – Zusammenhänge verstehen und angemessen reagieren
Dimitria Bouzikou (Fachreferentin für Gewaltprävention, AJS NRW)

2. Sexting versus digitale Peer-Gewalt – Orientierungshilfen und Präventionsansätze
Silke Knabenschuh (Fachreferentin für Prävention sexualisierter Gewalt, AJS NRW & PsG.nrw)

3. „Jetzt mach doch mal das Ding aus!“ – mit Eltern über Medienerziehung sprechen
Anke Lehmann, Susanne Philipp & Matthias Felling (Team Jugendmedienschutz & Elterntalk NRW, AJS NRW)

4. Antisemitismus dekonstruieren
Nicole Pfaff & Henriette Fischer (Universität Duisburg-Essen, AG Migrations- und Ungleichheitsforschung, Projekt Jugend und Antisemitismus)

5.Im Angesicht der Krise: Brauchen wir ein „Recht auf Glück“?
Dinah Huerkamp, Jelena Wachowski & Klaus Beutler (Team Jugendschutzrecht, AJS NRW)

16:00 Theater                                        

„Die Jugend von heute“… im Wandel der Zeit
interaktive Impro-Show / lauter – das Improvisationstheater

16:45 Abschluss                

kleiner Geburtstagsempfang

17:00 Ende                          

 

Ausschreibung als PDF

 

Workshops                                                   

1. Wut, Aggression, Gewalt – Zusammenhänge verstehen und angemessen reagieren
Was genau unter Wut, Aggression und Gewalt in der Fachpraxis verstanden wird, ist äußerst unterschiedlich. Dabei beeinflussen die eigenen Kenntnisse über diese Erscheinungsformen stark die Haltung und Reaktion gegenüber wütenden, aggressiven und gewalttätigen Kindern und Jugendlichen. Neben der Differenzierung der Begriffe geht es in dem Workshop darum, das eigene Repertoire im Umgang mit Wut, Aggression und Gewalt zu reflektieren und nützliche Anregungen für zukünftige Interventionen zu erhalten. In eskalierenden Situationen steigt für pädagogische Fachkräfte das Risiko, die ohnehin vorhandene Machtasymmetrie zwischen Minderjährigen und Erwachsenen zu verstärken und unangemessen zu reagieren. In diesem Kontext sollen zudem die Persönlichkeitsrechte junger Menschen und die Berücksichtigung der Choice-, Voice- und Exit-Optionen mitgedacht und diskutiert werden.
Dimitria Bouzikou (Fachreferentin für Gewaltprävention, AJS NRW)

 

2. Sexting versus digitale Peer-Gewalt – Orientierungshilfen und Präventionsansätze
An Schulen oder anderen Einrichtungen treten vermehrt Konflikte rund um das Thema sexualisierte Übergriffe mittels digitaler Medien auf. Freizügige und intime Fotos im Vertrauen an die Partner*in zu versenden ist gelebter Alltag in vielen Beziehungen – nicht nur unter Jugendlichen. Sogenanntes Sexting stößt jedoch an rechtliche Grenzen, wenn Inhalte z. B. ohne Einverständnis weitergegeben werden und vor allem wenn unter 14-Jährige beteiligt sind. Im Workshop geht es um eine (sexual-)pädagogische Einordnung des Phänomens: Wie sollten Fachkräfte im pädagogischen Setting oder in Beratungsstellen reagieren, wenn sie mit Fällen konfrontiert sind? Und wie kriegen wir es trotz Gefährdungen hin, Jugendliche in ihren Bedürfnissen und ihrer sexuellen Entwicklung ernst zu nehmen?
Silke Knabenschuh (Fachreferentin für Prävention sexualisierter Gewalt, AJS NRW & PsG.nrw)

 

3. „Jetzt mach doch mal das Ding aus!“ – mit Eltern über Medienerziehung sprechen
Gerade beim Thema Mediennutzung scheint der familiäre Streit vorprogrammiert. Kinder und Jugendliche nutzen Medien, die ihre Eltern früher nicht hatten und denen sie daher tendenziell skeptisch gegenüberstehen. Gleichzeitig gehören Medien zum Familien-Alltag und Eltern hören von allerlei Gefahren, vor denen Sie ihre Kinder schützen sollen. Also was tun? Im Workshop schauen wir auf die Themen, die in Familien präsent sind. Und wir stellen Handlungsansätze vor, um Kinder und Jugendliche in ihren Bedürfnissen ernst zu nehmen und Eltern in ihrer Rolle zu stärken.
Anke Lehmann, Susanne Philipp & Matthias Felling (Team Jugendmedienschutz & Elterntalk NRW, AJS NRW)

 

4. Antisemitismus dekonstruieren
Der Workshop vermittelt und erarbeitet Strategien zum Umgang mit Antisemitismus im pädagogischen Alltag. Antisemitismusrelevantes Wissen begegnet uns in Bildungsmaterialien, in Äußerungen von Jugendlichen und deren Lebenswelten. Nach einem kurzen Input zu Befunden aus dem Projekt “Jugend und Antisemitismus” diskutieren wir Leerstellen in der Präventionsarbeit und Intervention gegen Antisemitismus. Auf der Grundlage von Interviewzitaten aus dem Projekt, von Auszügen aus Bildungsmaterialien, aus Songs und Social Media Posts diskutieren wir Möglichkeiten, Antisemitismus mit jungen Menschen aufzudecken und zu entschlüsseln.
Nicole Pfaff & Henriette Fischer (Universität Duisburg-Essen, AG Migrations- und Ungleichheitsforschung, Projekt Jugend und Antisemitismus)

 

5. Im Angesicht der Krise: Brauchen wir ein „Recht auf Glück“?
Gerade Minderjährige haben unter den Herausforderungen der vergangenen Jahre besonders gelitten. Viele Initiativen sind in Reaktion hierauf auf den Weg gebracht worden, um Kinder und Jugendliche besonders zu unterstützen und zu stärken. Möglicherweise kann auch die Rechtswissenschaft einen weiteren Beitrag leisten: Wir wollen mit Ihnen diskutieren, ob für Minderjährige ein „Recht auf Glück“ Sinn machen kann, wie es beispielsweise der Staat Bhutan kennt oder wie es die amerikanische Verfassung mit ihrer „pursuit of happiness“ zumindest als Staatsziel formuliert. Inwiefern sind Dinge, die so sehr von der individuellen Wahrnehmung abhängen wie das Glück, überhaupt einer rechtlichen Regelung zugänglich und hat jeder Einzelne nicht vielmehr auch das Recht darauf, unglücklich sein zu dürfen?
Dinah Huerkamp, Jelena Wachowski & Klaus Beutler (Team Jugendschutzrecht, AJS NRW)

 

weitere Infos zu den Vorträgen

Divers, inklusiv und digital?
Bildungs- und Diskriminierungserfahrungen von Kindern und Jugendlichen in Bildungsinstitutionen und Lebenswelten

Erfahren in Deutschland alle Kinder und Jugendliche die Bildungsgerechtigkeit und das angemessene Leben, das ihnen rechtlich zugesichert ist? Aus der sozialwissenschaftlichen Forschung wissen wir, dass Aufwachsen mit Ungleichheiten und Diskriminierungsrisiken verbunden ist. Kinder und Jugendliche haben ein deutlich höheres Armutsrisiko als andere Altersgruppen. Ihre politischen Gestaltungsmöglichkeiten sind eingeschränkt und ihre Lebensrealität ist durch eine starke Institutionalisierung stark vorstrukturiert. Bildungserfolg ist eng an soziale Faktoren gekoppelt. Ihre Zukunftschancen werden durch das Handeln der gegenwärtigen Generationen beschnitten. Der Beitrag fragt ausgehend von aktuellen statistischen Daten und Interviews mit Jugendlichen aus unterschiedlichen sozialen Milieus.
Prof. Dr. Nicolle Pfaff, Universität Duisburg-Essen

 

The Kids Are Alright
Die Jugend von heute ist respektlos, faul und liest kaum noch? Was wir wirklich über Kinder und Jugendliche wissen und warum wir ihre politische Macht dringend stärken sollten.

Wie kommt es, dass sich negative Vorurteile gegenüber der Jugend seit Jahrtausenden halten? Studien zeigen: Das liegt mehr an den Erwachsenen, als an den Jugendlichen. Fernab aller Vorurteile lohnt der Blick deshalb auf das, was wir wirklich über Jugendliche von heute wissen: Wir haben es mit hoch politischen und sensiblen jungen Menschen zu tun – die immer mehr daran verzweifeln, dass sie politisch kaum Einfluss haben. Im viertältesten Land der Welt müssen wir deshalb darüber reden, wie ihr Einfluss stärker werden kann – durch mehr Beteiligung, einer Senkung des Wahlalters und vor allem einer Begegnung auf Augenhöhe.
Bent Freiwald, Bildungsjournalist, Krautreporter

 

Teilnahmebeitrag

95,- Euro (inklusive Verpflegung und Tagungsmaterialien)

Die Verpflegung beim Fachtag wird vegetarisch sein. Wer darüber hinaus Essenswünsche hat, kann diese bei der Anmeldung in den Kommentar schreiben. Wir versuchen vor Ort alle Wünsche zu berücksichtigen.

 

Anmeldeschluss

Anmeldungen sind bis Montag, den 29.5. möglich

 

Veranstaltungsort

Gerd-Bucerius-Saal im Heinrich-von-Kleist-Forum
Platz der Deutschen Einheit 1
59065 Hamm
(direkt gegenüber vom Hauptbahnhof Hamm)

 

Fragen

Bei inhaltlichen Fragen: Matthias Felling, Tel: 0221.921392-16, matthias.felling@ajs.nrw

Bei organisatorischen Fragen: Halina Pasitschnyk, Tel: 0221.921392-26, halina.pasitschnyk@ajs.nrw

  • Für diese Veranstaltung können keine Buchungen mehr entgegengenommen werden. Die Buchungsfrist ist vorbei.