AJS-Statement zur Netflix-Serie „Squid Game“
Schon Vorschulkinder haben Zugang zu expliziten Gewaltdarstellungen
Die fiktionale Serie „Squid Game“ aus Südkorea wird derzeit so häufig bei der Streaming-Plattform Netflix gestreamt wie keine andere. In neun Folgen treten hoch verschuldete Frauen und Männer bei erst einmal harmlosen Kinderspielen gegeneinander an, um ein Millionenpreisgeld zu gewinnen. Der Unterschied zu Kinderspielen: Wer verliert, wird grausam hingerichtet.
„Squid Game“ ist eine hauseigene Netflix-Serie, die ausschließlich online geschaut werden kann. Aus diesem Grund existiert für die Serie keine FSK-Altersfreigabe (Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft) nach dem Jugendschutzgesetz. Die Serie ist hierzulande von Netflix selbst mit einer Jugendschutz-Einschränkung ab 16 Jahren belegt. Daraus wird klar ersichtlich, dass Netflix selbst davon ausgeht, dass die Serie für jüngere Kinder und Jugendliche NICHT geeignet ist.
Die Faszination der Serie auf Heranwachsende ist nachvollziehbar, setzt die Serie doch inhaltlich auf jugendaffine Themen wie den Traum vom großen Geld und das Interesse an Challenges und spielt mit Farben, Melodien, Symbolen und gewalthaltigen Momenten. Der Hype wird über viele Ebenen verbreitet, durch Netflix selbst, Mundpropaganda, Werbemittel und Social Media. Auch die in der Serie eingesetzte Musik wird massiv nachgefragt.
Es ist bekannt geworden, dass bereits Kinder im Vorschulalter die Serie „Squid Game“ anschauen. Hier besteht dringender Aufklärungsbedarf. Die Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz NRW weist darauf hin, dass jüngere Kinder noch nicht in der Lage sind, zwischen Fiktion und Realität zu unterscheiden. Sie bedürfen von daher eines besonderen Schutzes. Die Mischung aus Gewalt, Sadismus, Organhandel und kindlichen Spielen in dieser Serie könnte besonders verstörend und ängstigend auf jüngere Kinder wirken, da es sich nicht um eine „abstrakte“ Geschichte, sondern um sehr real wirkende Situationen handelt. Die Serie ist weder kindgerecht, noch ein harmloses Kinderspiel.
Eltern und Erziehende etwa in der Grundschule und in Kindertageseinrichtungen müssen dafür sensibilisiert sein/werden, dass Kinder, die gewalthaltige Filme oder Serien angeschaut haben, Unterstützungsbedarf haben. Es ist nötig, das Gesehene aufzuarbeiten und die Kinder mit ihren Ängsten und Sorgen ernst zu nehmen. Eltern und Erziehende stehen hier in der Verantwortung.
Tipps für Eltern und Erziehende:
- Geräte sichern / Zugang zu nicht altersgerechten Inhalten erschweren
- Sich dafür interessieren, was Kinder und Jugendliche gucken – und Alternativen anbieten
- Mit den Kindern und Jugendlichen darüber sprechen, was sie beschäftigt, ohne Vorwürfe zu machen
- Erklären, welche Wirkung das Schauen solcher Sendungen auf Psyche und Entwicklung haben kann
- Mit Themen/Inhalten auseinandersetzen und Wege finden, die zur Familie passen
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Leitung Kommunikation: Susanne Philipp / Tel: 0221.92 13 92-14 / philipp@ajs.nrw